B 10: Bei Münchweiler weggerutscht

Mein ganzes Leben ist eine endlose Aneinanderreihung von schlechten Zufällen. Heute wollte ich mit dem Rennrad angesichts des einigermaßen milden und trockenen Wetters eine klassische Tour über die Eselsteige und den Braunsberg drehen. Als ich jedoch am Abzweig der L 485 in die L 478 ankam, baute gerade ein Mitarbeiter vom Forstamt eine Absperrung auf. „Heute Jagd“ stand dahinter geschrieben. Vor gut einem Monat musste ich anlässlich eines Treffens mit einer Bekannten am Schöntalweiher schon einmal deutlich mehr Zeit einplanen als gedacht, denn auch damals war die Route über die Eselsteige wegen einer Jagd gesperrt. Letzten Endes führte diese Sperrung dazu, dass ich umdisponieren – und in der Folge später bei Münchweiler äußerst unsanft vom Rad absteigen musste.

Nicht minder ironisch daran ist die Tatsache, dass ich meinen X-Account erst vor einigen Tagen wegen eines weiteren unerträglichen Shitstorms löschen musste. Hatte ich mir doch angemaßt, nicht nur die Unverschämtheit von Landwirten, Fahrbahnen in einer verkehrsgefährdenden Weise zu verschmutzen, zu kritisieren. Und heute stürze ich, weil höchstwahrscheinlich auch solche Verschmutzungen mit eine Rolle spielten.

Nachdem ich am Abzweig zur Eselsteige strandete und mich kurz mit dem Mitarbeiter des Landesforstens unterhielt, drehte ich um und fuhr halt „untenrum“ übers Stephanstal in Richtung Hinterweidenthal, um via der K 92, Münchweiler und Pirmasens für diesen Tag wenigstens doch noch die 60-km-Marke zu überschreiten.

An keiner Stelle fiel mir den ganzen Tag über auf, dass es irgendwo noch frostig wäre; selbst nicht in den üblichen Kältelöchern, in welche zu dieser Jahreszeit kein einziger Sonnenstrahl hineinscheint. Nahezu alle Landstraßen, über die ich fuhr, wiesen hingegen die übliche Grundfeuchtigkeit auf, die aus der (fragwürdigen) Bestreuung mit Nasssalz resultiert. „Glatt“ war es jedenfalls nirgends.

Daher schließe ich auch aus, dass es überfrierende Nässe war, welche für meinen Sturz bei Münchweiler verantwortlich war. Gegen 14:27 Uhr war in dieser Kante inzwischen auch ein wenig die Sonne rausgekommen. Die Außentemperatur lag auch deutlich über dem Gefrierpunkt. Also müssen es irgendwelche Verschmutzungen gewesen sein, die mir zum Verhängnis wurden. So sah das dann aus, als ich von der K 36 nach links ins Industriegebiet von Münchweiler einbiegen wollte, um der „Radverkehrsführung“ im Zuge der B 10 (Siehe den gelben Wegweiser hinten links) zu folgen.

„Zu schnell“ war ich nach meinem Empfinden jedenfalls auch nicht unterwegs; meine Geschwindigkeit betrug im Moment das Abbiegens nur knapp über 20 km/h.

Wer genauer hinschaut, erkennt auf der Fahrbahn zahlreiche Reifenspuren von größeren Lkw und auch feine rötliche Verschmutzungen. Auf der großen Sandfläche auf der linken Seite des Industriegebiets parkt seit geraumer Zeit ein Forstunternehmen einen Teil seines Fuhrparks. Beim Ausfahren nehmen diese Fahrzeuge natürlich immer eine ganze Menge an Dreck und Sand mit. Der teils sehr feine Sand verteilt sich – man erkennt dies auch auf dem bereits verlinkten Google-Luftbild und ebenfalls bei maps.rlp.de – dann eben auch im Einmündungsbereich der K 36.

Ich halte es daher für sehr wahrscheinlich, dass mir diese sehr feinen, einen schmierigen Film generierenden Verschmutzungen mit zum Verhängnis wurden. Den Unfall habe ich auch nachträglich der zuständigen Polizeiinspektion Pirmasens gemeldet und auf die Gefährlichkeit dieser Stelle insbesondere für Zweiradfahrer hingewiesen. Ich werde mir die kommenden Tage mal überlegen, wie ich mit der Sache umgehen und ob ich irgendjemanden haftbar machen werde. Ob nun das Forstunternehmen oder den Baulastträger der K 36. Durchsetzbar wird mit meinen nicht vorhandenen finanziellen Möglichkeiten aber am Ende eh nichts sein.

Ich zog mir hierbei nämlich eine ordentliche Hautabschürfung am linken Knie und eine leichte am Oberschenkel nebst Prellungen zu. Der linke Daumen bekam auch ein klein wenig was ab. Meine geliebte, alte Gore-Bike-Wear-Radhose hat nun am Knie ein Loch, welches ich wohl heute Abend mal zu nähen versuchen werde. Geld für eine neue habe ich eh keins. Meine giftgrüne Rose-Radjacke ist ordentlich verdreckt und hat auch leicht gelitten. Die bereits betagten Handschuhe haben ebenfalls noch ein wenig Federn lassen müssen.

Das Carbon-Rad selbst scheint auch diesen Sturz gut verkraftet zu haben. Außer einer Beschädigung am Lenkerband ist mir nur noch die beschädigte linke Pedale aufgefallen. Aber bei Carbon weiß man ja eh nie. Das Teil ist inzwischen auch schon 15 Jahre alt. Da mir aber keiner ein neues sponsert, werde ich damit wohl noch eine Weile rumfahren müssen.

Alles Ärger, den ich aktuell überhaupt nicht gebrauchen kann. Jedenfalls habe ich diesen Beitrag auch in die B-10-Kategorie eingefügt, denn letzten Endes ist auch dies das Resultat, wenn man als Radfahrer vor allem im Winter auf minderwertige und wesentlich schlechter gepflegt werdende Verkehrswege verbannt wird.


Siehe auch

Glätteunfall in Frankreich

2 Gedanken zu „B 10: Bei Münchweiler weggerutscht“

  1. Feuchte Wetterlagen sind unabhängig von Verschmutzungen durch Fahrzeuge immer ein wenig knifflig. Schmierfilme können sich auch aus natürlichen Belägen bilden. Schotter und Sand wird ebenfalls durch Regen gerne mal auf die Fahrbahn gespült…
    Bin in Kurven daher mittlerweile extremst vorsichtig, weil ich mich selbst schon ein paar mal so wie du lang gemacht habe. Passiert ist dabei aber zum Glück nie was ernsthaftes.

    Manchmal ist es dann aber halt auch einfach nur Pech:
    https://www.westfalen-blatt.de/owl/kreis-paderborn/paderborn/trabi-gerat-auf-schneckenschleim-ins-schleudern-und-uberschlagt-sich-1651728

    😉

    1. In meinem Fall gehe ich allerdings stark davon aus, dass der schmierige Dreck vom Sandparkplatz kommt. Vielleicht schiebe ich die Tage noch eine Strafanzeige gegen Unbekannt hinterher.

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