DB AG entfernt Fahrkarten-Automat

Automat Münchweiler

Die segensreichen Wirkungen der Bahnprivatisierung bekam zuletzt auch die Gemeinde Münchweiler zu spüren, denn die DB Station&Service AG hat dort in einer Nacht- und Nebelaktion einfach einen der beiden Fahrkartenautomaten ersatzlos abgebaut. Der Verein zur Förderung des Schienenverkehrs in und um Zweibrücken zitiert auf seiner Internetseite einen Artikel in der Rheinpfalz vom 25. Mai 2019. Auch der Bürgermeister wusste davon nichts und beschwerte sich anschließend bei der Verbandsgemeindeverwaltung. Wahrscheinlich wird er damit aber nicht viel Erfolg haben.

Denn jene verweist auf angeblich zu hohe Kosten und Mindestumsätze. Also das, was die Bahnprivatisierung ja erreichen sollte: Alles, was keinen Gewinn bringt, muss weg. Sei es der gesamte Güterzugverkehr in der Südwestpfalz – oder eben auch einzelne Fahrkartenautomaten wie jener am Gleis in Richtung Pirmasens Nord, der nun halt dem Gewinnstreben der „Aktiengesellschaft“ zum Opfer fiel. Das Beitragsbild zeigt den verbliebenen Automaten. Der Automat am Wartehäuschen gegenüber ist verschwunden:

Automat weg

Eins meiner Eisenbahnfotos zeigt den Zustand im März 2015, als dort (links hinter dem Wartehäuschen) noch einer vorhanden war:

Bahnhof Münchweiler

Ein ebenfalls trauriges Bild gibt in dieser Tragikomödie der ZSPNV Süd ab, dem die Einwände auch ziemlich egal sind. Jener Zweckverband verweist lapidar darauf, dass der Fahrkartenverkauf halt auch wegen der Nutzung von „Smartphones“ rückläufig sei. Im Grunde also: Pech gehabt, wer keins hat – oder keins haben will (wie meine Wenigkeit). Dabei werden hier ja auch wieder nur Kosten auf das Individuum externalisiert; auch dann, wenn man sich seine Fahrkarte daheim selber ausdrucken muss.

Es zeigt sich hier auch, dass die Regionalisierung des Schienenpersonennahverkehrs in Rheinland-Pfalz vor allem in der „Provinz“ nicht funktioniert, weil der zuständige Zweckverband sich kaum für die Interessen der Bahnreisenden interessiert; insbesondere nicht abseits der Prestige-Rennbahn zwischen Saarbrücken, Kaiserslautern und Mannheim.

Leider sind meine Kenntnisse der entsprechenden (umfangreichen) Gesetze und Rechtsverordnungen bislang recht dünn – aber es scheint in der Tat nicht einmal bundes- oder landesrechtliche Regelungen zu geben, in denen die Ausstattung der Bahnhöfe (also auch mit Fahrkartenautomaten) geregelt wird. Klar – es gibt ja nach dem Abbau vieler Gleisanlagen hier in der Region kaum noch Bahnhöfe. Von den Bahnhofsgebäuden selbst ganz zu schweigen; jenes in Münchweiler gehört inzwischen natürlich auch einer Privatperson. In Sachen Ausstattung der Bahnhöfe kann die Bahn AG jedenfalls wohl einfach machen, was sie will. Gepriesen sei hier also einmal mehr die Unfehlbarkeit „marktwirtschaftlicher“ Prinzipien.

Den Beteiligten ist dann auch egal, dass durch den Wegfall des zweiten Automaten enorme Umwege zu Fuß notwendig werden. Dabei ist der Kreuzungsbahnhof Münchweiler sowieso schon eine ziemliche Zumutung, da es dort keine Unter- oder Überführung gibt und die einzige Möglichkeit, von der Südwest- auf die Nordostseite zu gelangen, der Bahnübergang zwischen Haupt- und Bahnhofstraße ist – nur ist der wegen der zeitlich leicht versetzt ein- und ausfahrenden Regionalbahnen (die sich dort zur halben Stunde begegnen) längere Zeit geschlossen. Logische Konsequenz ist, dass die (ihren Zug noch erreichen wollenden) Leute eben immer wieder unter den Schranken hindurchschlüpfen oder im Bereich der Bahnsteige über die Gleise laufen. So auch ein ca. 15-jähriges Mädchen, kurz nachdem ich die Fahrkartenautomaten fotografiert hatte. Das ist also ganz ähnlich wie bei besonders lebensfremden Regelungen im Straßenverkehr.

Und dann fragen sich alle (angesichts eines derartigen „Kundenservices“) ernsthaft, warum die Bahn kaum jemand nutzt…!?

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