Am Sonntag drehte ich mit vier anderen Ungeschlumpften eine schöne Tour zwischen Lemberg und Dahn. Vermutlich würden jene auch nur mit den Augen rollen, weil ich mich jetzt wieder mal ein wenig über Sachen aufrege, für die sie, obwohl auch gerne mit dem Rad unterwegs, keinerlei Bewusstsein haben. Da mich in Sachen Corona derzeit eh die Ideenlosigkeit plagt, haue ich doch einfach mal wieder eine Polemik über den grenzenlosen Dilettantismus in Sachen Radverkehr im Südwesten der Republik raus? Was würde sich hierzu besser eignen, als die neuen, sogenannten „Radwege“ zwischen Frankreich und dem Kreis Südwestpfalz, die neulich „freigegeben“ wurden?
An jenem 22. Mai lag ich mit einem anderen ungentherapierten Kumpel am Schöntalweiher. Bei der Heimfahrt fielen mir am Parkplatz des Weihers ein paar Hinweisschilder auf. Jene wiesen auf eine Veranstaltung mit Radverkehrsbezug hin. Die Verbandsgemeindeverwaltung Dahner Felsenland schreibt auf ihrer Internetseite zu diesem Event unter anderem:
Rund 50 Kilometer grenzüberschreitende Radwege in der spannenden Naturlandschaft zwischen Nordvogesen und südlichem Pfälzerwald gibt es zu entdecken.
Die Communauté de communes Sauer-Pechelbronn auf französischer Seite bietet allgemein einen wesentlich besseren Überblick, was da denn nun an neuen Routen in der stark bewaldeten Grenzregion (auch traditionell äußerst arm an Straßen und offiziellen Grenzübergängen) hinzugekommen ist.
Rad- oder Wirtschaftswege?
Es sei allerdings auch weiterhin die ketzerische Frage erlaubt, ob man nicht dem öffentlichen Verkehr dienende „Wirtschaftswege“ im Sinne des § 1 (5) LStrG RLP überhaupt „freigeben“ kann? Ich denke nicht. Warum schreibt die VG dann aber etwas von „Radwegen“? Hatte man mir doch damals klipp und klar mitgeteilt, dass das hier eben keine „Radwege“ werden, sondern ungewidmete Wirtschaftswege, für die dann auch keine Verkehrssicherungspflichten im Sinne des LStrG zu leisten und die Wegeeigentümer somit aus der Haftung sind.
Die weisungsgebundene und politisch agierende Staatsanwaltschaft Kaiserslautern wollte (obwohl die Staatsanwaltschaft Zweibrücken einen Anfangsverdacht bejahte, indem sie den Fall an jene Zentralstelle für Wirtschaftsstrafsachen in Kaiserslautern abgab) mir dann nach rund 1,5 Jahren Untätigkeit weismachen, dass das hier kein Subventionsbetrug sei. Schließlich habe das eine an diesem Betrug am Steuerzahler und Radfahrern Beteiligte (das MWVLW) auch so bestätigt. Also, dass hier in nicht unerheblichem Umfang finanzielle EU-Mittel geflossen sind, um hier „Radwege“ anzulegen; die aber eben (wieder mal) aus straßenrechtlicher Sicht keine sein sollen.
Nun wollte ich mir diese deutsche „Radweg“-Baukunst schon seit Monaten mal im Rahmen einer Tour ansehen. Ich hatte mich auch bewusst vorher nicht informiert, wo genau am Ende die Routen eigentlich entlangführen sollten. In meinem ersten Beitrag zur Thematik hatte ich vermutet, dass jener „Radweg“ zwischen Obersteinbach und Ludwigswinkel über den Sattel zwischen dem Adelsberg und Rumberg geführt (dunkelblau) und unweit der Rösselsquelle an den Schleichweg (orange) zwischen der Bremendell (F) und Ludwigswinkel angeschlossen würde.
Realisiert wurde dann allerdings letztlich eine südöstlich des Rumbergs entlangführende HBR-Route (hellblau), die sich dann östlich der Area 1 in Richtung Ludwigswinkel und Petersbächel verzweigt. Wobei – das stimmt so nicht ganz; man schickt die Radfahrer nämlich mal wieder mit den weiß-grünen Schildern kreuz und quer durch die Botanik.
Auf Erkundungsreise
Nach einem Aufenthalt am Schöntalweiher begab ich mich am frühen Nachmittag also auf Erkundungsreise. Ich vermutete, dass der neue „Radweg“ von Obersteinbach kommend am Sägmühlweiher in Ludwigswinkel beginnen würde. Damit lag ich falsch. Nichts deutete hier auf eine (neue) Radroute hin. Also außer, dass dort nach ein paar Metern ein HBR-Wegweiser rumhängt. Immerhin unter einem sehr seltenen (im Jahre 2005 aufgehängten) .
Nach circa 600 Metern in südwestlicher Richtung stieß ich dann auf die folgende, von links kommende Einmündung mit einem HBR-Wegweiser.
Erst dahinter fing ein frisch aufgebrachter Schotterbelag an.
Wegweisung und Kilometerangaben stellten mich vor ein Rätsel; ich erkannte hierin keinerlei wirkliche Logik (das Foto zeigt den Blick in nordöstlicher Richtung). Der in Richtung Kamera zeigende Wegweiser weist von hier aus eine über 3 km lange Route nach Ludwigswinkel und eine über 8 km lange nach Stürzelbronn (F) aus. Obwohl von hier der kürzeste Weg nach Obersteinbach führt, soll man dort (von Ludwigswinkel kommend links) abbiegen.
Ich fuhr erst einmal weiter geradeaus. Und wunderte mich erneut, dass der neue Schotter schon am Abzweig in Richtung der Rösselsquelle endete. Die HBR-Route führt hier Radfahrer nach rechts auf ein altes, sehr löchriges Asphaltsträßchen.
Ich hingegen hielt weiterhin direkten Kurs Richtung Frankreich. Die Route über den Sattel zwischen Adelsberg und Rumberg (PWV-Wanderroute blau-weiß) war folglich im Zustand eines klassischen Forstwegs. Also so, wie der neue Schotter in spätestens zwei oder drei Jahren aussehen wird. Kurz vor der Kuppe kam mir eine Mountainbikerin entgegen. Ein Stück weiter stieß ich dann südlich der Rumbergtürme auf die alte Militärstraße, deren Zufahrt man neu asphaltiert hat. Ab hier folgte dann wieder frischer Schotter. Hätte man diesen 600 m langen Abschnitt auch asphaltiert, hätte die (vermutlich französische) Rennradfahrerin, die ich hier auf dem Rückweg traf, nicht über diesen billigen Dreck zurück gen Heimat rumpeln müssen.
So ging es eben auf grobem Geläuf weiter bis zur deutsch-französischen Grenze. Die mit einem Pavillon, einer großen Sitzgelegenheit und mehreren Informationstafeln ausgestattet wurde. Der von französischer Seite herführende (grandiose) Asphalt endet direkt ein paar Meter hinter der Grenze.
Jene Grenzlinie wird auf dem Boden im Rahmen einer Darstellung eines Waldkiefer-Zapfens durch die kleinen „+“ visualisiert.
Der Grenzstein vor der „Schwarzen Tafel“. Hätte ich jetzt eigentlich einen „Test“ gebraucht, um wieder legal zurück nach Deutschland zu kommen?
Egal. Zum Thema (angeblich im vereinten Europa ihre Bedeutung verlierenden) Grenzen gibt es ebenfalls eine Informationstafel. Angesichts der Vorgänge in den letzten beiden Jahren mit (vor allem für „Ungeimpfte“) eher ironischen bis sarkastischen Inhalten.
Die Info-Tafel zum „Radeln Grenzenlos“ enthält u. a. diesen Abschnitt:
Darauf heißt es u. a.:
Das Projekt „Radeln Grenzenlos“, das mit der technischen und finanziellen Unterstützung zahlreicher Partner durchgeführt wurde, ermöglichte die Schaffung eines grenzüberschreitenden Radwegenetzes (4 Grenzübergänge zwischen Ludwigswinkel und Nothweiler) wodurch eine durchgehende Radwegeverbindung innerhalb des grenzüberschreitenden Raums geschaffen wurde.
Soso. „Radwegenetzes“. Wohl eher „Wirtschaftswegenetzes“? Ist ja auch nur konsequent, dass Radfahrer hinter der Grenze absteigen und schieben müssen, denn schließlich hätte man, wenn das wirklich ein „Radweg“ wäre, zumindest noch unter das mit dem Zusatzzeichen „Forstwirtschaftlicher Verkehr frei“ auch noch ein
gehängt?
Ehrlich; ich raffe es nicht. Da bewerben die mit einem riesigen Brimborium die „Eröffnung“ dieser „Radwege“ – und dann sind die wieder mal zu dumm oder zu faul, eine korrekte straßenverkehrsrechtliche Beschilderung zu gewährleisten? Wobei; diese Scheiß-Radfahrer halten sich ja eh nie an die Regeln!
An der Grenze kehrte ich jedenfalls wieder um. Hier noch der HBR-Wegeweiser direkt an jener:
Und die Wimpel für die beiden hier entlangführenden Routen in Groß (Siehe auch die Routenbeschreibungen):
Aus Richtung Frankreich kommend werden Radfahrer an der bereits erwähnten Stelle unweit der Rumberg-Türme scharf rechts ums Eck geführt. Hier traf ich dann auch die bereits erwähnte Rennradfahrerin, die auf einer Karte nachschaute, ob das hier wirklich deren Ernst sein kann; diese läppischen 600 Meter bis zur Grenze nicht zu asphaltieren. Aber wozu brauchen Radfahrer denn bitteschön Asphalt?
Immerhin, ein Stückchen hat man (auf dem alten Asphalt des ehemaligen Militärlagers) neu asphaltiert.
Es geht dann weiter auf altem Asphalt (relativ eintönig) durch das ehemalige Militärgelände.
Ehe man dann hinter dem Sattel am Krähenstein nach links in Richtung Area One / Ludwigswinkel bzw. rechts in Richtung Petersbächel geführt wird.
Fazit
Unnütz in jeder Hinsicht! Alleine die Nichtasphaltierung des Abschnitts zwischen der Grenze und der alten Militärstraße am Rumberg ist an Hirnrissigkeit und falschem Geiz kaum mehr zu überbieten. Wenn man doch eh wieder mal vorsätzlich einen Subventionsbetrug begeht – warum knausert man dann am Asphalt? Weil man dann eher Probleme hätte, das noch (rechtswidrig) als „Wirtschaftsweg“ zu labeln?
Da bauen die Franzosen jenseits der Grenze seit Jahren breite und perfekt asphaltierte selbständige „Grünwege“ in die Natur. Und in Deutschland wirst du an allen Ecken und Enden immer noch auf „Neubauten“ über miserable Schotterpisten geschickt, die du dir mit dem Rennrad höchstens bei lang anhaltender trockener Witterung und mit möglichst hart aufgepumpten Reifen antun kannst. Von der Inkompetenz in Sachen und der für (zügigen) Alltagsverkehr gänzlich unbrauchbaren Routenführung ganz zu schweigen. Ich habe schlicht keinerlei Verständnis mehr für so etwas.
Das MWVLW bzw. der LBM haben übrigens in Sachen HBR in der letzten Zeit noch ein paar weitere Offenbarungseide geleistet. Aber hierzu werde ich zu gegebener Zeit noch einen eigenen Beitrag verfassen.
Super Beitrag, es ist so traurig zu sehen, wie gut Frankreich die Wege umsetzen kann und Deutschland es gleichzeitig verkackt. Der Pirmasens Bitche Radweg ist exakt genauso umgesetzt worden.
Darf ich mal fragen was für Fahrräder Du fährst? Also welches Modell?
Ja, dann war da ja noch die Sache mit dem Rückenwind.
Ich fahre ein Cannondale-MTB („Trail 3“):
Und ein Basso-RR („Astra“):