Gestern passierte tatsächlich mal überhaupt nichts. Selbst auf der relativ stark befahrenen D 35a in Frankreich war fast kein Verkehr. Der Himmel war wieder mal bleigrau und die Temperaturen alles andere als frühlingshaft. Es wird wohl wieder kein schöner und milder März. Der letzte, in welchem die Temperaturen mal über ein paar Tage die 20-Grad-Marke überschritten, dürfte auch schon ein Jahrzehnt her sein? Der Geist war dementsprechend demotiviert und die Beine waren schwer; der Schnitt lag, trotz relativ flacher Strecke, am Ende bei lächerlichen 21,4 km/h. Jedenfalls erinnerten mich die zahlreichen (überwiegend ungeplanten) Gespräche vom Samstag auch wieder an die zufällige Begegnung mit den Althippies Ende Februar.
Wie von mir prognostiziert, kam hinterher keine e-mail vom ebenfalls künstlerisch tätigen Gatten. Es wundert mich immer wieder, warum Menschen, wenn sie einem unterwegs zufällig begegnen, eher dazu neigen, mit einem ein Gespräch zu beginnen, als ganz allgemein andere Kommunikationswege zu nutzen? Mit seiner Frau hatte ich bislang wenig zu tun; ich sah sie (glaube ich) mal bei einem der Waldspaziergänge der örtlichen c-kritischen Gruppierung. Nennenswert unterhalten hatten wir uns auch erst im Spätsommer 2022, als sie mich mal zu sich eingeladen hatten. Vermutlich war sie es auch, die ihren Mann darum bat, doch mal am Straßenrand anzuhalten. Er wäre wohl einfach durchgefahren.
Von ihm habe ich seit rund einem Jahr nichts mehr gelesen, obwohl wir per e-mail in Kontakt standen. Selbst auf meine verzweifelte e-mail, in welcher ich vor ziemlich genau einem Jahr über das Ende meines Blogs und die verlorene Klage berichtete, kam von ihm nichts mehr. Auch nicht den ganzen Sommer über, obwohl wir uns eigentlich mal am Seehof treffen wollten, wo sie ganz in der Nähe ein Wochenendgrundstück haben. Nichts. Obwohl man nur kurz eine e-mail tippen müsste, um zu fragen, wie es dem anderen geht oder ob man sich nicht mal wieder treffen möchte. Warum hält man dann an, wenn man zufällig auf der Landstraße an mir vorbeifährt?
So erging es mir auch mit einem anderen Ehepaar, die im Endeffekt die allerersten Leser meines Blogs aus der Region waren, welche Kontakt zu mir gesucht und sich dann auch mal zu sich eingeladen hatten, als sie noch bei Münchweiler lebten. Ich verstand mich mit ihnen auch relativ gut, schrieb überwiegend mit der Frau regelmäßig e-mails; vor allem über den sich damals noch intensivierenden Corona-Scheiß und ihre Erfahrungen im Pflegebereich. Sie zogen dann zwischenzeitlich um; nach Ludwigswinkel. Wo auch mein zweites Zuhause liegt. Am See traf ich mich mit ihr aber nur ein einziges Mal. Auch ein Besuch ihrer neuen Bleibe kam nicht mehr zustande.
Dafür fingen sie mich (auf dem Rennrad) zweimal unterwegs (mit dem Auto) ab; einmal bei Höhmühlbach (wo sie in einer Mühle besonderes Mehl kauften) und ein weiteres Mal die Eselsteige hoch. Da hatte man dann – völlig spontan – Zeit und plauderte mit mir. Weil sie mir zufällig über den Weg fuhren. Etwas öfter eine e-mail schreiben oder ganz allgemein einfach mal ein Treffen ausmachen – da herrschte, trotz regelmäßiger Vorschläge meinerseits, nie ein besonders ausgeprägter Bedarf.
Mit dem Ende des Corona-Totalitarismus endete auch unsere Bekanntschaft; auf die erste Schließung meines Blogs kam kein Wort des Bedauerns oder des Trosts. Nachdem ich im letzten Sommer dann doch mal wieder eine e-mail an die Frau sendete, bekam ich einen blöden Spruch reingedrückt, ob ich denn etwa ernsthaft erwarten würde, dass man meinem Blog (oder mir) nachtrauere? Danke. Für gar nichts.
Ebenfalls im letzten Sommer überholte mich ein ehemaliger Klassenkamerad aus der Hauptschule auf der Bärenhalde zwischen Rodalben und Pirmasens. Wir hatten uns vor dem Corona-Scheiß zufällig mal im Penny getroffen; woraufhin wir per e-mail Kontakt aufnahmen. 2018 und 2019 besuchte ich ihn auch mal bei sich zu Hause. Aber dann kam Corona – und man verlor sich wieder für Jahre aus den Augen. Er wohnt direkt an einer meiner täglichen Routen und ich sah ihn gelegentlich auch mal am Straßenrand, wo ich ihn meist per Geste grüßte. Aber ich bin halt jemand, der in aller Regel nicht anhält und einen Schwatz beginnt, wenn er zufällig mal an jemandem vorbeifährt, den er kennt. Er tat dies halt im letzten Sommer und fing mich (nebenbei im absoluten Halteverbot stehend) am Husterhöhkreisel ab. Wollte mich spontan zum Essen einladen. Ich lehnte ab, weil es schon relativ spät, ich total verschwitzt war und auch noch was einkaufen musste. Anschließend verlief der e-mail Kontakt wieder sehr schleppend, ehe wir uns vor ein paar Wochen (auf Anregung meinerseits) dann wenigstens mal kurz getroffen hatten und ich mit ihm und seinem Hund um den Wald spazierte.
Ich verstehe das ganz allgemein einfach nicht. Ja, in den letzten Jahren, als das „Social Distancing“ zur Staatsräson erklärt wurde, ging es vor allem auch um die Gefahren der entmenschlichenden Digitalisierung; der Entwöhnung des Menschen von realen Kontakten. Aber warum brauchen viele Menschen oftmals erst die unmittelbare physische „Konfrontation“, um dann doch mal wieder ein (primär auf einem schlechten Gewissen basierendes?) Bedürfnis zu entwickeln, mit jemandem ein paar Worte zu wechseln; zu kommunizieren? An den man über Wochen und Monate nie auch nur einen einzigen Gedanken verschwendet hat?
Als mich Claus neulich auf eine völlig unerwartete Weise sehr verletzt hatte, spielte dieses Thema indirekt auch eine Rolle. Er riet mir sogar, doch unbedingt mit den beiden Hippies Kontakt zu halten. Nun, auch das liegt nicht an mir. Im Endeffekt zeigte auch sein wochenlanges Desinteresse an meinem Blog, dass die indirekte Kommunikation schlicht die ehrlichere ist. Weil man den Leuten die Wahl lässt, ob und wann sie sich über einen informieren oder gar mit einem kommunizieren. Sie bestimmen durch ihr Verhalten die Wertigkeit der Person bzw. deren Arbeit.
Viele Kontakte zu Leuten aus der ehemaligen Gruppierung habe ich nicht mehr. Aber auch zwei weitere, mit denen ich mich relativ gut verstanden habe, hatten schon damals, als mein Blog noch öffentlich zugänglich war, kein Interesse, ab und zu mal reinzuschauen und sich so auf dem Laufenden zu halten. Auf meine Nachfrage, ob ich ihnen einen Zugang freischalten soll, kam keine Antwort. Danke. Ja, es ist paradox, dass ich hingegen zum Beispiel weiß, dass eine Ärztin, die mich ebenfalls sehr schäbig behandelt hatte, neulich zurück in die Südwestpfalz gezogen ist. Weil ich ihr in ihren Blog getipptes religiöses Geseier immer noch überfliege; um mich über ihre Scheinheiligkeit aufzuregen.
Menschen (mit einem Rest an Anstand) fällt es ganz allgemein wesentlich schwerer, einen anderen (oder auch das von ihm in seinem Blog geschriebene) einfach vollständig zu ignorieren, wenn er zufällig gerade vor ihnen steht. Das erlebte ich übrigens auch im September, als der Leiter des LBM Kaiserslautern sich mit mir persönlich unterhielt. Im Nachgang ignorierte er dennoch zahlreiche e-mails von mir; vor allem zum Thema B 10.
Morgen Abend gehe ich mal zur Sitzung des Ortsbeirats und treffe dort auf meine Sandkastenfreundin, die heute Ortsvorsteherin und Fraktionsvorsitzende der CDU im Stadtrat ist. Und die mich in Sachen illegaler Umleitung wie den letzten Idioten behandelte. Von ihr, der erfolgreichen Prominenten, kam übrigens auch über Jahrzehnte kein einziges Angebot, mal über vergangene Zeiten zu plaudern.
Am Ende hat mir mein in jeder Hinsicht gescheiterter Blog jedenfalls gezeigt, dass jener ebenfalls – welch Ironie – nur eine Einbahnstraße war. Ich sendete, erhielt aber keinerlei Resonanz. Weder im virtuellen, noch physischen Raum.
Das ist eben mein Schicksal.