Heute Abend fand die öffentliche Auftaktveranstaltung zum neuen Verkehrsentwicklungsplan der Stadt Pirmasens statt. Es kamen dann auch sogar recht viele Bürger. Lustig war, dass man am Eingang drei „Pünktchen“ auf ein Plakat kleben sollte: Mit welchem Verkehrsmittel war man angereist, eine Frage zum Modal-Split des Radverkehrs und eine Schätzung, wie hoch der Anteil von E-Bikes bei den Verkaufszahlen derzeit ist. Es war sogar außer mir noch jemand mit dem Rad da! Und ein einziger kam mit dem Bus. Der Rest (ca. 30) mit dem Auto. Soviel dazu! 😉
Allerdings war ich nicht wirklich zufrieden, wie das Ganze ablief. Die Diskussionen verliefen in drei Gruppen, nacheinander zu den drei Themen Bus/Bahn, Rad-/Fußverkehr und Kfz-Verkehr. Obwohl ich die kleinste Gruppe erwischt hatte, kam ich kaum zu Wort. So auch beim 1. „Marktstand“ zum ÖPNV. Viele Sachen wurden dann lang und breit debattiert – und dann wurde schon geklingelt und ich konnte meine Forderung, das Pirmasenser Talgleis zu reaktivieren, nur noch notdürftig erwähnen. Da stimmte mir aber noch ein Bahnbediensteter intensiv zu; der Zustand der Bahn hier in der Gegend sei indiskutabel.
Der mir wichtigste war natürlich der Zweite „Marktstand“ zum Thema Rad- und Fußverkehr. Da wurde auch vom Leiter der Veranstaltung (mit dem ich vorher mal kurz gemailt hatte und auf meinen Blog hinwies) festgestellt, dass ich ja einer der wenigen war, welche mit dem Rad gekommen waren (was allerdings auch nicht so schwer zu erkennen war, da ich meine üblichen Radklamotten anhatte). 😉 Da konnte ich meine Abneigung gegen „Schutzstreifen“ den anderen aber leider nicht wirklich verständlich machen. Irgendwie gefiel mir auch nicht, dass ich vom Gesprächsleiter von Anfang an ein wenig in die „strong & fearless“-Ecke gestellt wurde, anstatt meine Erfahrungen, dass man das Rad auch in Pirmasens als Verkehrsmittel grundsätzlich auch ohne aufwändige Extrawürste sicher benutzen kann, entsprechend ernst zu nehmen. Meine Verweise darauf, dass man in Pirmasens sehr wohl auch als Radfahrer als gleichwertiger Verkehrsteilnehmer akzeptiert ist und ich das ganze Straßennetz auch als Radverkehrsnetz betrachte, drangen nicht so wirklich durch. Weil halt andere (oder Noch-nicht-)Radfahrer ja nicht so seien, müsse man denen was anbieten. Mir scheint, der junge Mann (aus Karlsruhe) ist selber großer Radinfrastruktur-Fan. Nunja, damit verdienen Verkehrsplaner ja auch nicht grade wenig Geld…! 😉
Das grundsätzliche Fehlen von (brauchbaren) Abstellanlagen (vor allem an öffentlichen Gebäuden) wurde zu meiner Überraschung nicht von allen geteilt, zumindest am Rathaus soll es welche geben – ich kucke demnächst mal nach. Auch das Thema Öffnung von Einbahnstraßen kam leider dann erst gegen Ende durch Erwähnung des Gesprächsleiters auf, bevor ich selber das Thema ansprechen konnte. Und wurde dann auch nur angeschnitten, weil es bald schon wieder bimmelte. Anwesend war dort auch der Leiter des Tiefbauamts, mit dem ich ja erst zuletzt ein recht konstruktives Gespräch hatte.
Beim dritten, für mich am wenigsten interessanten Punkt „Kfz-Verkehr“ vertrat ich die Ansicht, dass es auch in Pirmasens mit der Gehwegparkerei maßlos übertrieben wird. Und die Kontrollen zu lasch seien. Außerdem müsse man m. E. das Auto grade im Stadtzentrum einfach unattraktiver machen. Also vor allem das Gewohnheitsrecht, seine Karre überall abzustellen, wo grade Platz ist (eben meist auf dem Gehweg), nicht mehr weiter zu tolerieren.
Nach der Zusammenfassung stand ich dann nochmal mit 4 bis 5 Leuten (u. a. dem Leiter des Tiefbauamts) ein Viertelstündchen am Radverkehrs-Tisch. Da konnte ich wenigstens noch die fehlende Beleuchtung zw. Winzeln und Pirmasens bemängeln, einen Radweg auf der o. g. Bahntrasse bei Nichtreaktivierung vorschlagen sowie eine Asphaltierung der Feld- und Waldwege zwischen Windsberg und Pirmasens anregen. Man merkte aber, dass die Leute dann auch mal Feierabend machen wollten. 😉 Wirkliche Werbung für meinen Blog konnte ich leider keine machen, auch Kontakte ergaben sich keine. 🙁
Ich konnte mich insgesamt aber einmal mehr des Eindrucks nicht erwehren, den ich generell bei solchen Bürgerbeteiligungsgeschichtchen habe: Das dient hinterher bestenfalls als Feigenblättchen. Wirkliches Interesse daran, dem Gesprächsleiter noch ein paar weitere Hinweise per e-mail zukommen zu lassen, erkannte ich auch nicht unbedingt. Mal gespannt, wie sich die Sache weiterentwickelt.
Ich werde natürlich trotzdem weiter mein Ding durchziehen und nicht drauf vertrauen und warten, ob und bis sich mal was tut. Grade die Einbahnstraßenfreigaben möchte ich mir dann auch selber ans Revers heften!
Klingt vielleicht ein bisschen wie Eigenwerbung, aber es kann durchaus hilfreich sein, sich mit solchen Ideen auch an die im Rat vertretenen Fraktionen zu wenden. In der Regel sind die sehr dankbar für Input von außen. Vor allen Dingen, wenn man mit einem quasi fertigen Antrag passend zur grundsätzlichen Ausrichtung der Partei kommst. Wenn Du gerne den Autoverkehr stärken möchtest, wärst Du also bei FDP und CDU gut aufgehoben 😉
Ansonsten teile ich Deine Einschätzung zu solchen Veranstaltungen. Da bleibt meist wenig kleben. Deswegen gehe ich meist immer dorthin, um die Stimmung mitzubekommen, weil man das in den Protokollen später nicht wieder findet. Und nicht zuletzt bin ich genau über so eine Veranstaltung zur Politik gekommen. Ich wurde angesprochen, weil ich mich so laut zu Wort gemeldet habe. Das *kann* also durchaus was bewirken – wobei ich Dir dann leider auch wieder zustimmen muss: was man dann als einzelner gerade bei dem Thema erreicht sind sehr kleine Schritte.
PS.: Blut und Wasser geschwitzt, weil nach dem Tippen des Textes das Blog „Captcha time expired meldete“. Glücklicherweise hatte der Browser-Back-Button den Text noch!
Hallo Andreas,
mit Parteipolitik hab ich es nicht (mehr) so. Ich hab wenigstens ab und zu mal Kontakt zu einem Stadtratsmitglied der von mir bevorzugten (kleinen) Partei. Allerdings steht das Thema bei ihm halt auch nicht grade weit oben auf der Agenda.
Eigentlich ist es auch eine bewusste Entscheidung von mir, mich der Politik nicht „aufzudrängen“ und mich stattdessen primär direkt an die Verwaltungen zu wenden. Was auch ein wenig daran liegt, dass ich als Ex-Beamtenanwärter beruflich in dieser Hinsicht etwas „vorgeschädigt“ bin – und daher (meine ich) weiß, wie man mit denen kommunizieren muss. Außerdem umfasst mein Radius, in dem ich (mehr oder weniger) aktiv bin, mehrere Bundesländer, Landkreise und Städte. 😉 Ich erwarte eigentlich sogar eher, dass die Politik (irgendwann) auch mal auf mich zukommt.
Ja, genau dafür war die Veranstaltung mal ganz nützlich; einfach, um auch zu sehen, wie viele Leute in der Stadt das Thema überhaupt nennenswert interessiert.
Wegen des Captchas – Sorry, ich bin immer noch auf der Suche nach was Brauchbarem. Das Rechen-Captcha war im Prinzip gut – der Zeitablauf macht das aber natürlich kaputt.