Seit dem 1. Juni hat der Kiosk am Schöntalweiher einen neuen Pächter. Die ehemalige Pächterin hatte offenbar irgendwann im Winter entschieden, dass sie den Kiosk im kommenden Jahr nicht mehr weiter betreiben wird. Im Februar hatte mich anlässlich eines (im Ergebnis erfolglosen) Wiederbelebungsversuchs einer Bekanntschaft aus Corona-Zeiten diese darauf hingewiesen, dass die „Kneipe“ komplett zu wäre. Die Bezeichnung war irgendwie auf ironische Weise treffend, denn in den letzten Jahren war der Außenbereich des Kiosks am Schöntalweiher mehr eine Kneipe bzw. ein Biergarten, denn ein Ort zur Verpflegung von Badegästen. Das Problem mit den in den letzten Jahren immer häufiger und schneller abspringenden Pächtern hat allerdings auch tiefere Ursachen.
Ich hatte in den letzten Jahren einige Beiträge über das über Jahrzehnte von mehreren Beteiligten vollkommen vernachlässigte Gelände verfasst. Das grundsätzliche Elend dokumentierte ich am 19. Juni 2023. In diesem Jahr beseitigte ich in nicht honorierter Eigenleistung den Brombeerbusch in meiner Ecke dann auch vollständig. Zu den allgemeinen Problemen werde ich in den kommenden Tagen noch einen weiteren Beitrag verfassen. In diesem soll es vorwiegend um die Entscheidung des neuen Pächters gehen, im Kiosk keinen Alkohol mehr auszuschenken. Und die Reaktionen, die diese meines Erachtens völlig legitime Entscheidung auslöste.
Warum die vorherigen Pächter aufgehört haben, weiß keiner. Es wäre durchaus auch möglich, dass die Verbandsgemeinde Dahner Felsenland den Vertrag nicht verlängert hat. Dagegen spricht allerdings, dass man in diesem Fall wohl schon im ablaufenden Jahr nach einem Nachfolger gesucht hätte. Die Suche gestaltete sich nämlich relativ schwierig, weshalb der Kiosk das gesamte Frühjahr über geschlossen blieb.
Im April und Mai unterhielt ich mich immer wieder mal vor Ort mit anderen Besuchern über das Thema. So zum Beispiel auch am 1. Mai, als ein Mitarbeiter der Verbandsgemeinde Dahner Felsenland (wohl auch aufgrund meiner Beschwerden) zum 1. Mal in dieser Saison mit einem großen Rasenmähertraktor den stark verwilderten Rasen mähte. Am Kiosk kam ich mit einem älteren Herren ins Gespräch, der sich als einer der ehemaligen Pächter entpuppte. Er kümmerte sich um die Jahrtausendwende um das Gelände und berichtete u. a. davon, dass er auch regelmäßig das inzwischen komplett zugewachsene Ufer freigeschnitten hatte. Damals hatte er auch mehrere Mülltonnen aufgestellt, die er wegräumte, nachdem der Forst plötzlich die Entsorgung des Mülls verweigerte.
Wie gesagt, will ich mich mit den grundlegenden Problemen in einem gesonderten Beitrag befassen. Eines davon ist allerdings eben auch das, was der ehemalige Pächter angesprochen hat: Letzten Endes bleibt alles am Kioskpächter hängen. Von ihm und seinem Engagement hängt es im Wesentlichen ab, ob dieser schöne Badesee von den Menschen angenommen wird. Oder nicht.
Ich besuche diesen Stausee seit rund 25 Jahren regelmäßig. Ein Kernproblem mindestens seit 2010 ist das unregelmäßige Auftreten von Grünalgen, deren Vermehrung in manchen Jahren sogar zur Verhängung von Badeverboten führten. Meiner Meinung nach liegt dies unter anderem daran, dass das Wasser im See nie auch nur teilweise oder gar vollständig abgelassen wird. Über die Jahrzehnte hat sich dort derart viel an Faulschlamm, pflanzlichen und biologischen Rückständen angesammelt, dass insbesondere die Grünalgen dort einen hervorragenden Nährboden finden. In diesem Jahr ist (wie auch bereits im vergangenen) das Wasser allerdings fast vollständig unbelastet. Und die gezogene „Schwimmspur“ daher auch vollkommen überflüssig.
Kontinuierlicher Besucherschwund
Der Schöntalweiher war früher unter dem Namen „Lagerweiher“ bekannt (in Anlehnung an das ehemalige französische Militärlager in unmittelbarer Nähe) – und war eindeutig ein See der Pirmasenser. Unzählige Besucher fuhren insbesondere am Wochenende aus der Horebstadt nach Ludwigswinkel und genossen dort einen schönen Tag. Mit der Zeit schreckte die Grünalgenplage allerdings immer mehr Menschen ab. Hinzu kam unter der Ägide späterer Pächter eine nachlassende Pflege der Liegewiese und des Uferbereichs.
Der zunehmende Besucherschwund machte natürlich auch den Betrieb des Kiosks für die Pächter immer unrentabler. Während man um 2003 herum an einem heißen Wochentag zur Ferienzeit kaum noch einen freien Liegeplatz fand und sich vorm Kiosk lange Schlangen bildeten, ist im Jahr 2025 selbst an einem heißen und sonnigen Sonntag mit 35 °C die Liegewiese bestenfalls zu 10 bis 20 % belegt. Und darunter leidet auch der aktuelle Pächter, der den Kiosk zum 1. Juni übernommen hat.
Udo Buhles kommt aus Kaiserslautern und hat mit seiner Entscheidung, zukünftig keine alkoholischen Getränke mehr anzubieten, für Unmut im beschaulichen Dörfchen gesorgt. Am 21. Juni berichteten die Rheinpfalz und Pirmasenser Zeitung über seine Gründe; der Artikel ist allerdings leider hinter einer Paywall versteckt. Buhles schildert darin, dass er im sozialen Bereich mit straffälligen Jugendlichen gearbeitet hatte und bei sehr vielen auch der Umgang mit Alkohol eine erhebliche Rolle für deren Abdriften in die Kriminalität spielte. Ich habe mich in der letzten Zeit einige Male mit ihm unterhalten; auch über die allgemeine Erwartungshaltung zahlreicher Menschen, sich an Orten wie diesem aus einem „kulturellen Selbstverständnis“ heraus zu betrinken. Ich bin selbst Anti-Alkoholiker, weshalb er mir von Anfang an sehr sympathisch war.
Viele Besucher hätten Verständnis für das neue Konzept – aber einige lassen ihrem Frust darüber, am Kiosk keine alkoholischen Getränke mehr zu erhalten, vor allem auch bei Google freien Lauf; teils in einer sehr unsachlichen Weise. Und hier möchte ich auf meinen einleitenden Absatz zurückkommen: Insbesondere die letzte Pächterin hatte in der Tat aus einem Kiosk, der in erster Linie der Versorgung von Badegästen dienen soll, einen regelrechten Biergarten bzw. eine Outdoor-Kneipe gemacht.
Ich wurde mit diesen Leuten nie warm. Denn sie hatten an Badegästen schlicht keinerlei Interesse. In der Not, aufgrund des allgemeinen Rückgangs der Besucherzahlen überhaupt zu Geld zu kommen, konzentrierten sie sich wohl vermehrt auf trinkfreudige Kundschaft. Das Kiosk öffnete meistens erst um 12 Uhr, wenn nicht gar noch später. Dienstags war „Ruhetag“. Und man schaffte es nicht einmal, jemanden vorbeizuschicken, der wenigstens die Toiletten aufsperrt. Die Umkleiden waren unbenutzbar, weil sie mit Unmengen an „Partyzubehör“ zugestellt wurden. Auf dem gesamten Gelände sind Hunde eigentlich überhaupt nicht erlaubt – was allerdings auch nie von Seiten der ehemaligen Pächter beanstandet wurde.
Den Hauptumsatz machte man, gemäß dessen, was mir über die Zeit einige andere Besucher und Besucherinnen erzählten, vor allem in den Abend- und Nachtstunden. Wenn die Badegäste alle längst schon zuhause waren. Teilweise bis 3 Uhr in der Nacht hätte man im Ludwigswinkeler Ortsteil Schöntal den Lärm vom Nordufer des Schöntalweihers gehört. Wo zünftige Partys gefeiert wurden. Diese Zeiten sind nun (endlich) vorbei.
Ein verwilderter Dschungel als Liegewiese
Ich machte mich bei der ehemaligen Pächterin auch persönlich unbeliebt. Denn bzgl. der Pflege des Geländes störten mich nicht nur die insbesondere unter deren Regenschaft noch wilder sprießenden Brombeerbüsche, sondern auch die Tatsache, dass die Liegewiese nicht gemäht wurde. Über Wochen. Mitten im Hochsommer. Im vergangenen Jahr wurde die Wiese nur ganze zwei Mal(!) gemäht. Irgendwann legte ich vorne einen (freundlich formulierten) Zettel ans Kiosk, dass man doch bitte endlich mal wieder die Wiese mähen könne. Diese erste „Ermahnung“ hatte auch Erfolg, denn einige Tage später fuhr dann doch mal wieder einer mit dem Traktor über den Acker.
Als ich mich im September, nach dem Brombeer-Massaker, ein weiteres Mal erdreistete, sogar auf einer dort rumstehenden (leeren) Tafel mit Kreide um das Mähen der Wiese zu bitten, schickte sie einen Bekannten vor zu mir und meinem Kumpel, als wir gerade dabei waren, weitere Wurzeln aus dem Boden zu buddeln. Was ihr übrigens über Wochen auch vollkommen gleichgültig war. Sie sprach uns nie darauf an; geschweige denn, dass sie sich für diese Arbeit, die eigentlich ihre gewesen wäre, in irgendeiner Form erkenntlich gezeigt hätte. Stattdessen beklagte sie sich (später dazukommend) darüber, dass ich sie nicht persönlich angesprochen hätte. Worauf ich allerdings auch schlicht keine Lust hatte, denn diese Frau hatte vorsätzlich über Jahre gegen ihre in ihrem Vertrag festgelegten Pflichten verstoßen und mich auf einer über Monate ungemähten Wiese liegen lassen. Es ist eigentlich nicht meine Aufgabe, sie dbzgl. zu ermahnen oder mit ihr darüber zu diskutieren. Vielmehr hätte die Verbandsgemeinde bzw. der Forst sie hierzu auffordern müssen.
Etwas später versuchte ich mich auch noch mit ihrem Mitarbeiter (vermutlich ihr Mann) über das Thema zu unterhalten. Er bügelte meinen Wunsch nach einer gepflegten Liegewiese mit dem Argument ab, dass er damit – das muss man sich mal vorstellen! – ja kein Geld verdienen würde! Womit auch ausdrücklich klargestellt wurde, dass sie Badegäste schlicht überhaupt nicht interessierten. Da ich mir bei ihnen nie etwas gekauft habe, hätte ich ja auch gar kein Recht, mich darüber zu beschweren. Er stünde da regelmäßig bis in die Nacht hinter dem Tresen – und dann hätte er es mit undankbaren Leuten wie mir zu tun, die sich nur beschweren würden.
Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie froh ich war, als ich im Februar davon hörte, dass die „Kneipe“ zu hat – und ein neuer Pächter gesucht wird! Es konnte nur besser werden. Wurde es auch. Mit dem neuen Pächter kam ich ab Juli zunehmend gut ins Gespräch. Im Gegensatz zu den Vorgängern kümmern er und ein fleißiger Helfer sich darum, dass die (leider ziemlich unebene) Liegewiese jetzt regelmäßig gemäht ist, obwohl er gegenwärtig nur einen einfachen Schiebe-Mäher hat.
Vorne am Ufer wurde auch endlich mal wieder zumindest ein kleiner Bereich freigeschnitten, um einen lange vermissten Seeblick wiederherzustellen (Siehe das Beitragsbild). Der Focus liegt nun endlich wieder auf Badegästen; vor allem Familien mit Kindern. Und nicht auf Suffnasen, die bei Google böse Rezensionen schreiben; unter anderem über die vermeintliche „Bevormundung“. Man wirft Buhles gar vor, er wolle sie im Rahmen des „woken Zeitgeists“ regelrecht „umerziehen“. So berichten Urlauber darüber, dass sie sich nach einer Radtour alkoholischen Genüssen hingegeben haben. Man fragt besser nicht, in welchem Zustand sie dann wohl weiter- oder heimgefahren sind.
Bezeichnend für diese Mentalität, im Erwerb und Konsum von Alkohol ein regelrechtes Menschenrecht zu sehen, war auch das Verhalten zweier Motorradfahrer. Während ich mich mit Udo unterhielt, fragten diese nach alkoholischen Getränken. Nachdem die Mitarbeiterin erklärte, dass es nur alkoholfreies Bier gibt, packten die beiden wieder ihre Sachen und verließen wortlos das Gelände. Und ich bin mir sicher, dass das vor allem unter den ehemaligen Pächtern nicht wenige genau so praktiziert haben: Bei einer Pause ordentlich was weggebechert – und sich anschließend auf den Bock oder ins Auto gesetzt. Und (besoffen) weitergefahren.
Genau die Art von Leuten, die mich auf den Straßen auch regelmäßig „erheitern“. Ich wünsche dem neuen Pächter auf jeden Fall, dass die Menschen wieder die eigentlichen Vorzüge des Geländes zu schätzen lernen. An einem Badesee sollte es um eine schöne Zeit gehen; vor allem mit der Familie am und im Wasser. Und wer als Badegast(!) meint, er könne nicht auf Alkohol verzichten, kann sich ja ein paar Bierdosen mit in die Kühlbox packen. Dagegen sagt niemand etwas; sofern der Konsum nicht zu übermäßigen Aggressionen führt. Die ich teilweise in den oben erwähnten Rezensionen zu erkennen glaube.
Ich bin froh, dass diese „Tankstelle“ für Alkoholabhängige erst einmal versiegt ist. Allerdings wird kein noch so alternatives oder an die Bedürfnisse von Trinkern angepasstes gastronomisches Konzept und auch kein übermäßiges Engagement des neuen Pächters an den grundlegenden Problemen, unter denen das Gelände seit mindestens zwei Jahrzehnten leidet, etwas ändern. Hier wären in erster Linie das Land und die Verbandsgemeinde am Zug, mit deren Versäumnissen ich mich im angekündigten Folgebeitrag auseinandersetzen werde.