DHL auf dem Radstreifen in der Teichstraße

Wenn es nach mir gegangen wäre, gäbe es den folgenden Beitrag nicht. Denn hätte die Stadt damals den Unfug mit dem Radstreifen in der Teichstraße gelassen, wären dort immer noch zwei Fahrstreifen, auf denen man sich als Radfahrer auch problemlos zeitig einordnen konnte. Doch da man ja „irgendwas“ für „die Radfahrer“ tun wollte, kam dann wieder mal nur erwartbarer Unsinn bei raus. Jener Streifen ist explizit kein „Radfahrstreifen“, denn es wurden keine Zeichen 237 angeordnet. Die, welche man ersatzweise auf den Streifen gemalt hat, sind rechtlich unverbindlich und zwischenzeitlich auch schon ziemlich weggebröselt. Jedenfalls wird dieser Streifen zwar nicht von Radfahrern, dafür sehr gut von Gelegenheitsparkern angenommen. Unter anderem auch von DHL.

Ich bin ja allgemein kein Unmensch. Auch wenn mir dieses Verhalten auf den Sack geht, kann ich es prinzipiell nachvollziehen, was die Lohnsklaven, die für die Überreste der privatisierten Deutschen Post Briefe und Pakete ausfahren, hierbei antreibt. Der junge Mann entschuldigte sich auch gleich, als er mir entgegengelaufen kam. „Sonst fahren die Radfahrer doch immer auf der Straße.“ Er meinte natürlich „Fahrbahn“. Dennoch eine schlechte Ausrede. Hier in Pirmasens garantiert nicht; hier fahren sie ja überwiegend auf dem Gehweg.

Ich wies ihn darauf hin, dass er das nicht dürfe. Er war ehrlich: Es wäre ihm egal. Es ginge nicht anders. Daran hielt er auch fest, als ich ihm sagte, dass das nicht nur mindestens 70 Euro kostet und einen Punkt gibt. Den Hinweis auf den nur ein paar Meter entfernt gelegenen Bauamt-Parkplatz ließ er auch nicht gelten. Dann würde er niemals fertig.

Und genau darüber hatte ich vor geraumer Zeit einen ausführlicheren Beitrag geschrieben. Er hat damit prinzipiell sogar recht: Der vorsätzliche Bruch der StVO ist ein elementarer Bestandteil des sehr profitablen Geschäftsmodells aller Lieferdienste.

Das Modell Amazon im Straßenverkehr

Wie groß muss ganz allgemein der systemische Druck auch auf Menschen wie ihn sein, dass es ihm sogar egal ist, während seiner Lohnarbeit für einen globalen Konzern durch so eine Handlung nicht nur Bußgelder in Höhe von 168,50 Euro (2 mal 70 Euro + 28,50 Euro Gebühren) zu riskieren, sondern auch Punkte zu sammeln? „Funktionieren“ kann das halt auf Dauer doch auch nur, wenn Polizei und Ordnungsbehörden hierbei ebenfalls systematisch und vorsätzlich wegsehen. Doch was bleibt dann eigentlich noch übrig? Vom angeblichen „Rechtsstaat“?

Ich setzte meine Fahrt auf der Fahrbahn fort und verabschiedete mich mit der Feststellung, dass halt in dem Falle einfach das gesamte System falsch ist. Anzeigen werde ich ihn (im Gegensatz zum Taxifahrer gestern) nicht. Weil er trotz allem sein Fehlverhalten prinzipiell eingesehen hat und freundlich geblieben ist.

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