Die Region Hauenstein ist vor allem wegen der zahlreichen pittoresken Buntsandstein-Felsformationen bei Touristen besonders beliebt. Natürlich fahren einige davon auch gerne mal Rad – und denen muss man halt „ein Angebot machen“, wie es heutzutage so schön heißt. Also wurde irgendwann auch entlang der schmalen, aber kaum nennenswert befahrenen Kreisstraße 38 zwischen Hauenstein und Wilgartswiesen ein Wegelchen angelegt. Dieses bietet sogar ein besonderes „Highlight“: die einzige Bettelampel für Radfahrer im Kreis Südwestpfalz.
Hauenstein – Wilgartswiesen
Befahren wir die Strecke zuerst in nordöstlicher Richtung. Schon am Ortsausgang von Hauenstein wird es ganz amüsant:
Eine „sichere Querungsmöglichkeit“ im Sinne der ERA 2010 ist glaube ich was anderes. Und okay, es hat in der letzten Zeit ein paar Unwetter gehabt – aber: echt jetzt?
Nun denn, wir sind brav auf das linksseitige Wegelchen gewechselt und fahren weiter Richtung Wilgartswiesen. Entlang einer völlig durchschnittlichen, vielleicht etwas kurvigeren, aber sicher nicht „gefährlichen“ Kreisstraße. Das Wegelchen dürfte an keiner Stelle mehr als 2 Meter breit sein.
Interessant ist auch das Verkehrszeichen gegenüber der Ausfahrt aus einem immerhin per
freigebenen und sogar verkehrlich nützlichen, von Spirkelbach kommenden Forstweg; so exotisch scheint diese „Mütter-links-Kinder-rechts-Variante“ ja wohl doch nicht zu sein?
Wir nähern uns dann dem dem großen, wegen Bewuchses natürlich wirkenden Bahndamm der Queichtalbahn, welcher das Queichtal an dieser Stelle völlig abriegelt. Leider wurde hier beim Bau der Eisenbahnstrecke kein Viadukt errichtet (was mich auch als Freund der Eisenbahnfotografie wurmt). Dadurch entstand dort für den Straßenverkehr eine Engstelle. Natürlich mit den entsprechenden Auswirkungen auf Wegelchen aller Art:
Es heißt also „Knöpfchen drücken“ und um Grün betteln:
Wie lange das dauert, hab ich jetzt nicht ausprobiert. Ich wollte „den Verkehr“ nicht wegen solcher Experimente unnötig aufhalten. ;o) Anschließend geht es dann da durch; 3,50 Meter reichen natürlich niemals nie, um da als Radfahrer an einem Auto auch so vorbeizukommen. Die gesamte Strecke ist daher auch für über 10 m lange Lkw gesperrt:
Am anderen Ende geht es natürlich sorgfältig bebläut weiter, zur Engstelle später mehr:
Das Wegelchen endet erst innerhalb der geschlossenen Ortschaft von Wilgartswiesen kurz vor der Einmündung in die K 56.
Wilgartswiesen – Hauenstein
Direkt an der Einmündung und noch vor der Ortstafel (hinter der Kurve) beginnt dann auch in der Gegenrichtung der gemeinsame (linksseitige) Geh- und Radweg:
Da treffen wir dann auf die besonders enge Stelle (immerhin mit Warntafeln ausgestattet) an einem Wasserdurchlass. Die Ampelanlage war wegen einer Radfahrerin dort für eine Weile rot. Was das Verkehrszeichen hinter dem roten Auto bedeutet, war dem Vordermann offenbar unbekannt – denn er musste wegen bevorrechtigtem Gegenverkehr zurücksetzen.
In der Summe müssen hier Autofahrer auf jeden Fall um Welten länger warten, als wenn sie auf dem Weg Richtung Hauenstein kurz mal hinter einem herfahren müssten! 😀 Radfahrer kriegen immerhin das kommende Signal angekündigt. Man hat sogar eine Kombi-Streuscheibe verwendet:
Anschließend geht es wieder da durch:
Um auch in der Gegenrichtung anschließend ja auf dem Wegelchen zu bleiben:
Für die Beschreibung des Rückwegs habe ich mir noch diese besonders „delikate“ Engstelle an einer Erdgasleitung aufgespart. Wozu sollte man denn da bitteschön auch eine Stützmauer anlegen?
Wir erreichen dann schon bald die Ortstafel:
Dann müssten wir es ja nun wohl hinter uns haben, oder? Weil innerorts Radwege nur bei einer vorliegenden „besonderen Gefahrenlage“ angeordnet werden sollen und so weiter…! Nunja, das unterschiedlich gefärbte Pflaster lässt uns bereits Schlimmes erahnen. Das dort versteckte ist übrigens eins der ganz wenigen seiner Art im gesamten Kreis Südwestpfalz.
Ob das helle Pflaster da überhaupt 1,50 m breit ist, wage ich zu bezweifeln. Jedenfalls endet der „Spaß“ dann an der Einmündung der Speyerstraße, auch wenn man m. E. dafür das falsche Verkehrszeichen verwendet hat.
Fazit
Vom Verkehrsaufkommen her ist vor allem die Benutzungspflicht vollkommen überflüssig. Dieses Wegelchen wurde meiner Ansicht nach einzig und allein aus touristischen Gründen angelegt. Grade derartige Kreisstraßen sollten m. E. gezielt von Radverkehrsanlagen verschont bleiben – damit Radfahrer das Befahren von (ruhigen) Straßen außerorts nicht völlig „verlernen“ – und es für Autofahrer ein gewohnter Anblick bleibt, auch mal einen radelnden Opa außerorts auf der Fahrbahn zu sehen. Grade an einer kurvigen Strecke, die eh kaum hohe Geschwindigkeiten zulässt.
Nebenbei fehlt zwischen Wilgartswiesen und Hauenstein immer noch ein ordentlicher, der B 10 folgender, eigenständiger und asphaltierter Radweg. Dieser Abschnitt an der Queich wär nur halb so schlimm, wenn man bspw. ab dem Pass „Backöfel“ oberhalb des Bahnhaltepunkts Hauenstein-Mitte über einen dort parallel zur Bahnstrecke verlaufenden Forstweg nach Wilgartswiesen gelangen könnte. Leider geht das wegen der üblichen -Beschilderung nur „illegal“ – und nur mit dem Mountainbike.
Lieber Dennis,
ich bewundere deine Ausdauer ! Ich erinnere mich gut an den Moment als ich ins Saarland umgesiedelt bin. Aufgrund der desolaten Radwegsituation hatte ich mich damals nicht getraut meinen (ebenfalls damals) noch kleinen Kindern neue Räder zu kaufen. Ich empfand die Verkehrssituation als viel zu gefährlich. Ich hoffe deine sorgfältig recherchierten Blogbeiträge finden irgendwann Gehör !
Liebe Grüße Bettina
Hey Bettina,
Jeder Mensch braucht ’ne Aufgabe. Man hört mich ja auch; die Mühlen der Verkehrsbürokratie mahlen aber ebenfalls sehr langsam. ;o) Wenn selbst Selten-Radfahrer wie du die Situation in Homburg vor allem wegen der vielen bescheuerten „Radwege“ als gefährlich bezeichnen, sagt das viel drüber aus, wie chaotisch das dort ist. Und ich kenn ja nur einen kleinen Teil des Stadtgebiets. Ließe man die Leute einfach auf der Fahrbahn fahren, wär das alles nicht so wild. Alles eine Sache der Gewöhnung. Ich beweise ja so nebenbei: Es geht grundsätzlich auch ohne Auto. Lebenswerter werden die Städte nicht, wenn man eine umweltfreundliche und platzsparende Fortbewegungsart weiter an den sprichwörtlichen Rand verdrängt.
Eben; deshalb bin ich froh, nicht in einer Solchen zu leben. Die Eine tut dann trotzdem weh…! „Wehret den Anfängen!“
Meinst du damit auch Radfahrer auf kurvigen, unübersichtlichen und schmalen Wegelchen? Siehe meine Alltagserlebnisse. ;o) In 95 % der Fälle wird nicht überholt; die restlichen 5 % machen dann aber halt umso mehr Eindruck. Meist wird dabei auch eher nicht der Radfahrer, sondern der motorisierte Gegenverkehr gefährdet.
Und das schmale Grünstreifchen wird dann zum undurchdringlichen Schutzschirm? Dafür braucht es ja auch keinen Gegenverkehr, so wie hier z. B.! ;o)
Restrisiko. Wer bei sowas nicht sterben will, muss halt daheim bleiben. Wobei: dem Sprichwort „daheim sterben die Leut“ nach nützt das ja auch nix.
Ich fange mal mit dem Schild auf den zweiten Bild an, das geht ja fast unter. Das auf dem Schild dargestellte Fahrmanöver ist auf der zur Verfügung gestellten Fläche als normaler Radfahrer nicht ausführbar.
Dann das (15.) Bild an der Pipeline: Da hast Du einen guten Tag erwischt, oft stehen da am Hang und auf den Grünstreifen üppig Brennesseln, so dass es schon mit einen Rad eng wird. Bei Gegenverkehr gibt’s Pusteln.
Zur Straße allgemein: Viele Jahre wurde gefordert, die Straße zu verbreitern. Dies wurde immer abgelehnt, wegen „Platzmangel“ durch die angrenzenden Wiesen. Statt einem Meter Straße gingen dann für den Radweg mit Grünstreifen, Weg und Seitenstreifen plötzlich 4m.
Zum Tunnel: Da fuhr früher, wenn die Zeit knapp war, sogar der Bahnbus durch und hat damit einmal Ortsdurchfahrt gespart). Autofahrern traut man zu, sich über die Durchfahrt zu verständigen, auch wenn man wirklich mal 3m zurückfahren muss (ich fahre ja nicht nur Rad). Der Tunnel ist aber breit genug für ein Auto und ein Fahrrad gleichzeitig (bei manchem Radweg ist´s enger), dem Radfahrer traut man das nicht zu.
Übrigens ist der Verkehr m.M. gar nicht so wenig. Es laufen an schönen Sonntagen auch viele Personen von Wilgartswiesen nach Hauenstein zum Eisessen oder so. Und der Queichtalradweg geht da durch.
Für Fußgänger habe ich ein gewisses Verständnis für die Ampel, da fühlt man sich evtl. unwohl zusammen mit Autos im Tunnel. Für solche Fälle gibt es in Karlsruhe ein interessantes Zusatzzeichen an Rad- und Gehwegfurten bei Ein-Und Abbiegespuren „Bei Bedarf Grün anfordern“ (Die Ampeln dort haben nur Rot und Gelb). Steht wohl nicht im Katalog, halte ich aber für sinnvoll.
Auffahrt auf die Radwege nach dem Tunnel: Diese kommen in der Ecke doch ziemlich unvermittelt , sind eng, eckig, und die Ampelmasten stehen genau im Weg. Auf Bild 11 (Wilgartswiesener Seite) und noch besser Bild 14 (Hauensteiner Seite) zu erkennen.
Ja, das hatte mich ein wenig geärgert, dass dort „schon“ gemäht wurde. Ich hab es trotzdem fertiggebracht, mich an der 1. Ampel von den Überresten brennesseln zu lassen. Ich setze grade die Schmerzensgeldklage auf. ;o)
Interessantes Detail. Aber irgendwie sind die Leute halt „süchtig“ nach Separation. Breitere Straßen hat da keiner im Blick…
Naja, würde mich trotzdem wundern, wenn da viel mehr als 500 Autos am Tag durchfahren würden. Und der „Queichtalradweg“ dürfte ja der Hauptgrund für die Anlage gewesen sein. Für Fußgänger ist das ja durchaus okay; von mir aus auch für radelnde Familien und Rentner… aber nix für mich! Mir wär ein B-10-Radweg „obenrum“ wesentlich lieber. Mal gespannt, ob das ggf. im Rahmen des neuen Gewerbegebiets (auf Wilgartswiesener Gemarkung) was wird. Westlich vom Neding haben sie ja letztes Jahr dafür den kompletten Wald gerodet.
Ich hab mal in der Verkehrsstärkenkarte 2015 des LBM nachgekuckt: Damals wurden 802 Fahrzeuge (bei 0 % Schwerlastverkehr) am Tag (also im Schnitt 0,55 die Minute) gezählt. Also nix, was einen benutzungspflichtigen, untermaßigen Geh- und Radweg rechtfertigen würde. In Hauenstein am geplanten neuen Kreisel fahren da dann etwa in der Stunde so viele wie hier am ganzen Tag. 😉
So, heute den ominösen Weg mal wieder gefahren. Folgende Erkenntnisse:
1. Wenn jemand mit dem Rad am Knopfdrückmast steht, ist dort die Einfahrt in den Radweg (die eh schon schwierig ist) nicht möglich.
2. der Radweg ist so schmal, dass die Begegnung mit einem Kinderanhänger gefährlich ist, da der Abstand beim Vorbeifahren nur wenige cm beträgt (und das war in breiten Bereich des Weges.
3. ist mir heute, da die Brennnesseln zurückgeschnitten sind, zum ersten mal aufgefallen, dass zwischen Radweg und Hang in der Brennnessel-/Dornenhecke ein etwa 60 cm hoher, grüner Zaun steht. wenn ich also bei Gegenverkehr mutig in die Hecke ausweiche, bleibe ich im dann unsichtbaren Zaun hängen.
Das mit der Ampel hat meines Wissens den Hintergrund, dass es im Tunnel plötzlich dunkel wird und die Autofahrer beim schnellen Lichtwechsel ein (unbeleuchtetes) Fahrrad oder Fussgänger nicht rechtzeitig sehen. Ich glaub da gab es vor einigen Jahren einen Unfall. Dass man Radfahrer von der Strasse verbannt find ich auch nicht gut, aber wenn schon verpflichtend mit einem blauen Schild, dann den Radweg bitte auch breit genug dass man nicht mit einem anderen Radfahrer zusammenknallt. Für Gegenverkehr reicht es sowohl Ortsausgang Hauenstein, als auch Ausgang Wilgartswiesen nicht !
Dass man auf einem solchen kurvigen Sträßchen nicht schnell fahren kann stimmt leider nicht. Einige motorisierte Fahrzeuge sehen das eher als Herausforderung z.B. Motorradfahrer.
Hallo Ralf, Danke für den Kommentar!
Mein grundsätzliches Problem sind halt die blauen Schilder. Wer sowas freiwillig benutzen will, möge das tun. Der Tunnel ist jetzt auch nicht soooo lang, dass man da zumindest den Umriss eines Radfahrers (der ja eh meist irgendwo Reflektoren am Rad hat) nicht mehr erkennen könnte. Da finde ich beispielsweise die völlig unbeleuchteten Eisenbahnunterführungen im Waschtal bei Hinterweidenthal wesentlich heikler. Da sind auch hin und wieder Autos (Forst, Bahn, Anlieger zum CVJM-Haus) unterwegs – entgegenkommende Radfahrer erkennt man grade auch als Radfahrer selbst ohne Licht kaum.
Motorradfahrer fahren in der Tat nicht selten zu schnell. Allerdings brauchen die auch wieder nicht so viel Platz wie ein Auto – und daher ist das Überholen von Radfahrern auch meist kein wirkliches Problem. Zumindest habe ich – seit ich meine „Alltagserlebnisse“ sammle – bislang noch keinen gefährlich eng überholenden Motorradfahrer erlebt.
Wie schon oben geschrieben fahre ich nicht nur Fahrrad, sondern auch, und sogar viel mehr, Auto. Ich sehe das also nicht nur durch die Fahrradbrille. Aber seit ich Rad fahre, habe ich eine größere Toleranz gegenüber anderen Verkehrsmitteln. Dies nur mal vorweg zur Einschätzung. Obs da einen Unfall gab, ist mir nicht bekannt. Was mich in solchen Fällen aber immer wieder stört ist die Art und Weise, wie Radfahrer (und auch Fußgänger) geschützt werden. Immer wieder „Auto gefährdet Radler, also wird Radler in Schutzhaft genommen“. Also wie im richtigen Leben: Du bist Opfer – selbst schuld, hättest Dich besser schützen müssen.
Im vorliegenden Fall könnte das dann heißen, die Ampelschaltung umzudrehen, also Fußgänger und Radler haben immer grün, kommt ein Auto, schaltet die Ampel um, wenn der Tunnel frei ist. Dies hätte evtl. auch den Nebeneffekt, einen Teil des Autoverkehrs zu vergrämen und auf die (für Radfahrer gesperrte) B10 zu verlagern.
Motorräder sind dann nochmal ein Fall für sich, noch schlimmer, die neue Seuche Quads (Doch, ich bin tolerant, erwarte aber auch ein Mindestmaß an Rücksicht).