Wofür steht eigentlich „psst!“?

Im Frühjahr 2024 tauchte in der trostlosen, im Wesentlichen von einem einzigen Verleger beherrschten Pirmasenser Medienwüste ein neuer Akteur auf. Als ich damals über Frank Eschrich und seine fragwürdige Position als Gatekeeper für das hiesige BSW recherchierte, stieß ich auf eine Meldung des neuen Portals „psst! Pirmasenser Storys“. Im ersten Moment kam von meiner Seite eine gewisse Hoffnung auf, hier vielleicht endlich mal Aufmerksamkeit für meine Kritik an der städtischen Verkehrspolitik und Interesse an meinem Engagement zu erhalten. Doch recht schnell wurde mir anhand der grundsätzlichen Nichtbeantwortung von Anfragen klar, dass auch dieses Portal keinerlei Interesse hat, seine eigenen Grundsätze einzuhalten.

Dies galt auch anlässlich der Einladung des Portals, am 18. März in ein Eiscafé in der Pirmasenser Fußgängerzone zu kommen und dort meine Geschichte zu erzählen. Just an jenem Tage stellte ich übrigens diesen Blog hier wieder unter der neuen Domain ins Netz, nachdem der SWR im Rahmen eines Beitrags über mich und meine Ansichten zur Pirmasenser Verkehrspolitik berichtet hatte. Man reagierte nicht auf meine Ankündigung, dort vorbeizukommen und zum überhaupt ersten Male miteinander zu kommunizieren.

Den Widerwillen, sich mit mir und meinen Themen auseinanderzusetzen, konnte ich vom ersten Moment an, trotz aller aufgesetzten Freundlichkeit, spüren. Um mich herum saßen u. a. Michael Scholl, Thomas Müller und Andreas Petry. Mit Letzterem diskutierte ich eine ganze Weile lang über die seit Jahrzehnten ungelöste Situation an der B 10. Meine sich auf die gesetzlichen Regelungen stützende Argumentation, dass parallel zur B 10 mindestens eine Kreisstraße für die von dieser verdrängten Verkehrsarten zur Verfügung gestellt werden müsse, wurde von ihm zurückgewiesen.

Mitte März hatte – wir erinnern uns – eine abgewählte Regierung noch schnell staatsstreichartig eine Grundgesetzänderung durchgepeitscht, um der sogenannten „Klimapolitik“ einen Verfassungsrang zu verleihen. Ich fragte Herrn Petry, wie die von ihm für richtig und notwendig erachtet werdende Klimapolitik jemals erfolgreich sein solle, wenn man dem einzigen wirklich umweltfreundlichen Verkehrsmittel u. a. im Zuge der B 10 weiterhin die Nutzung öffentlicher Straßen verwehren würde? Darauf fiel ihm nicht viel ein. Herr Müller hatte während unseres „Interviews“ übrigens ganz allgemein meist anderes zu tun, als mir aufmerksam zuzuhören.

Herr Scholl, der mehr oder weniger das Projekt leitet und im Impressum als Geschäftsführer fungiert, hat meine Intention und mein Engagement auch nicht einmal annähernd verstanden. Denn er schlug mir ständig vor, ich solle doch einfach was anderes machen. Zum Beispiel Vereine beraten. Mir geht es aber nicht um „Beratung“ zu irgendwelchen Themen, von denen ich keine Ahnung habe, sondern darum, Verbesserungen in einem Bereich zu bewirken, der mir persönlich sehr am Herzen liegt und wo sehr vieles im Argen liegt. Doch damit drang ich nicht durch.

Am Ende versprach man mir, dass man sich bei mir melden und mal mit mir mit dem Fahrrad durch die Stadt fahren würde. Man hat sich natürlich nicht mehr bei mir gemeldet und wird mit mir auch definitiv niemals mit dem Fahrrad durch die Stadt fahren. Denn man hat (wie z. B. Herr Müller) noch nicht einmal ein eigenes Fahrrad. Aber egal. Es ist dasselbe Elend wie mit der Rheinpfalz.

Den kurzen Beitrag, den man anlässlich dieser „offenen Redaktion“ verfasst hat, werde ich hier übrigens ganz bewusst nicht verlinken. Herr Petry begegnete mir noch einmal bei der Eröffnung der MTB-Päädelscher. Mehr als einen kurzen Gruß hat er hierbei nicht zustande gebracht.

Was ist psst! überhaupt?

Nun muss man sich natürlich die grundsätzliche Frage stellen, was diese Postille eigentlich ist? Woher sie kommt und wer sie aus welchen Gründen finanziert. Die selbst gesteckten Ziele können natürlich nicht hochtrabend genug formuliert werden.

Lokaljournalismus ist für unsere Demokratie ist mindestens so relevant, wie die Lokalpolitik!

Vor Ort wird Demokratie erlebbar, hier erfahren die Menschen in ihrer täglichen Arbeit, dass Politik funktioniert und wichtig für unsere Gesellschaft ist. Wenn die Lokalpolitik dafür sorgt, dass Probleme der Menschen gelöst werden, dann erzeugt sie Akzeptanz. Aber um die Akzeptanz zu erzeugen, bedarf es auch einer Öffentlichkeit, die sieht, welche Probleme es gab und wer sie wie gelöst hat. Und hier kommen lokale Medien ins Spiel. Sie berichten, sie machen Entscheidungen transparent, sie sind nah an den Menschen.

Aha. psst! soll also nicht etwa dazu dienen, die fragwürdigen Entscheidungen der Lokalpolitik kritisch zu hinterfragen oder gar tiefgründig zu den eklatanten Missständen in dieser Stadt recherchieren, sondern mittels Propaganda und Hofberichterstattung die „Akzeptanz“ dieser getroffenen Entscheidungen verstärken. Danke für die Ehrlichkeit.

Hinter psst! steht die in Saarbrücken ansässige L21 – Mehr Demokratie für unsere Gesellschaft gGmbH. Im bereits oben zitierten Beitrag vom 21. März 2024 wird unter anderem auch erklärt, dass es sich bei psst! im Endeffekt um ein „Forschungsprojekt“ in Form eines „Newsletters“ handelt, der u. a. aufzeigen soll

wie groß die Bedeutung von Informationsmedien für die Demokratie ist. Ziel ist es, die Zivilgesellschaft mit Hilfe des Forschungsprojektes zu aktivieren.

Schön und gut. Aber das kostet doch auch Geld?

Das Projekt wird von der Union Stiftung, Saarbrücken finanziert. Die Union Stiftung wurde am 1. August 1959 gegründet und verfolgt den Zweck, demokratische und staatsbürgerliche Bildung, internationale Verständigung, insbesondere die europäische Einigung, sowie Wissenschaft, Forschung und Kultur zu fördern. Auf der Grundlage eines christlichen Menschenbildes arbeitend, ist sie als gemeinnützig anerkannt. Die Stiftung erhält keine öffentlichen Mittel und ist nicht auf einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb ausgerichtet. Sie ist parteipolitisch neutral.

Nun könnte man sich natürlich auch die grundsätzliche Frage stellen, warum eine (fragwürdige) Stiftung aus dem Saarland überhaupt im Pirmasenser Raum tätig wird, um den (völlig zurecht) am Boden liegenden Lokaljournalismus, den auch die zu jeglicher Selbst- und Fremdkritik unfähige Rheinpfalz betrauert, wieder aufzupäppeln? Um damit „die Demokratie“ zu fördern?

Am 24. April 2024 schrieb ich Herrn Scholl eine längere e-mail, in welcher ich ihm, nachdem ich von seiner Redaktion über eine Woche keinerlei Antwort erhielt, darlegte, wie ich die Probleme der Pirmasenser Presselandschaft beurteile. Und wie jene mit mir seit vielen Jahren umspringt – indem sie mich und meine Themen faktisch vollständig ignoriert.

psst! Pirmasenser Storys ist DER Newsletter, den Pirmasenser abonniert haben müssen, weil…

(…)

…sie Menschen aus Pirmasens kennenlernen, die bisher vielleicht noch nicht “sichtbar” waren

Ich stellte unter Bezug auf die im obigen Zitat verlautbarten Ziele u. a. die Frage, wer auch bei „psst!“ darüber entscheiden würde, wer „sichtbar“ wird oder weiterhin „unsichtbar“ bleibt? Darauf erhielt ich auch in den folgenden Wochen keine Antwort. Die Redaktion von psst! hatte sich relativ schnell entschieden, dass sie mich nicht „sichtbar“ machen wird. Sie hat damit im Laufe des letzten Jahres nichts anderes getan als die hiesige Presse.

Meine damals gestellte Frage, ob man „psst!“ als (m. E. nötige) Konkurrenz – oder als komplementären Teil der hiesigen Pirmasenser „Presselandschaft“ sehen würde, wurde mir zwischenzeitlich auch individuell durch beharrliches Schweigen relativ eindeutig beantwortet. Für mehr als („Akzeptanz“ fördernde) Hofberichterstattung ist und war auch psst! letzten Endes niemals vorgesehen. Man tippt viel lieber Pressemeldungen der Stadtverwaltung ab.

Dieses Portal trägt immerhin einen zum Verschweigen unbequemer Bürger perfekt passenden Namen. Möge dieses zum Scheitern verurteilte „Forschungsprojekt“ möglichst bald wieder in der Versenkung verschwinden.

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