Lange her; der letzte Beitrag in dieser Kategorie. Corona hat so ziemlich alles verändert. Auch mein Interesse an der Bahn und der Fotografie. Meine inzwischen 14 Jahre alte EOS 550D kriecht zudem auf dem allerletzten Zahnfleisch. Aber da ich vor einigen Wochen gelesen hatte, dass der ZÖPNV Süd das 150-jährige Jubiläum der Südpfalzstrecke (so die inoffizielle Bezeichnung der Bahnstrecke von Landau über Zweibrücken nach Rohrbach) mit einigen Dampf-Sonderzügen feiert, wollte ich dann doch mal wieder die dicke Wumme, die ich seit Installation der Action-Cam auch dokumentarisch kaum noch nutze, in den Rucksack packen und mal wieder ein paar schöne Bahnfotos machen.
Als ich am Samstag aus dem Fenster blickte, konnte ich es nach einer weiteren dauergrauen und unterkühlten Oktoberwoche kaum glauben: Die Sonne schien. Von einem makellosen Himmel! So packte ich relativ zügig meine Sachen ein und fuhr mit dem MTB rüber nach Rieschweiler-Mühlbach, um die zweite Dampfzug-Fahrt des Tages zu knipsen und zu filmen.
Ich war dort auch nicht allein; keine 5 Minuten vor dem Sonderzug trudelte ein etwa 30-jähriger Mann mit Kamera und Trittleiter ein. Wir plauderten kurz, auch über den Busch, der die Sicht ein wenig versperrte. Den hatte ich nämlich vor einigen Jahren mal selbst mit der Klappsäge abgesägt. Da die Bahn aber offenkundig keinen Millimeter zuviel wegsenst, ist das Ding leider wieder gewachsen. Er hätte eine Säge mit, aber am Horizont erkannten wir bereits weißen Dampf.
Das leicht zurechtgeschnittene Foto war am Ende dennoch ansehnlich; auch wenn ich die Kamera von der Bildaufteilung wieder nicht optimal gehalten hatte. Zum Einsatz kamen an diesem Tag die 023 058-1 und in der Gegenrichtung die V 100 1019.

Ich verabschiedete mich vom anderen Knipser in Richtung Thaleischweiler-Fröschen. Für den Gegenzug zurück nach Zweibrücken blieben an der weiterhin weitestgehend zugewachsenen und im Schatten bzw. Gegenlicht liegenden Strecke nicht gerade viele brauchbare Spots. Hinter dem Reiterhof hatten sich einige (überwiegend ältere) Herren postiert. Ich fuhr noch ein Stückchen weiter, um den von der V 100 gezogenen Zug in einer halbwegs großen Lücke von der Seite zu knipsen; die Dampflok wurde dann leider doch vom Gebüsch verdeckt.

Nun hieß es für längere Zeit warten. Ich wollte den folgenden Dampfzug entweder bei der Einfahrt in den Bahnhof Pirmasens Nord vom Bahnsteig aus oder am ehemaligen Stellwerk Psn ablichten. Um die Wartezeit zu überbrücken, fuhr ich zuerst einmal zur Brücke am Beginn der Steigungsstrecke hinauf nach Pirmasens und knipste zwischendurch mal wieder den normalen, aber eben auch sehr eintönigen Regionalbahn-Verkehr. Neben einem Desiro und einem Talent erwischte ich noch den Triebwagen 628 501, der gerade auf dem Weg nach Kaiserserslautern war.

In der Sonne war es – endlich mal wieder! – angenehm warm. Ich musste mein langes Trikot ausziehen und schlüpfte zwischendurch auch von der langen in die kurze Hose. Leider hielt der Sonnenschein nicht bis zur nächsten Fahrt des Dampfzuges durch. Je nördlicher, desto wolkiger wurde es. So wählte ich eine etwas weitere Brennweite und setzte das Motiv am alten Stellwerk doch noch einigermaßen ansehnlich um.

Nun stand der sportlichste Teil der Unternehmung an: Ich wollte für das nächste Motiv rauf zum neuen Fehrbacher Tunnel. Der Dampfzug hatte laut Fahrplan einen etwa halbstündigen Aufenthalt in Pirmasens Nord. Auf meinem Weg in Richtung Pirmasens stoppte ich noch kurz, um den wartenden Zug in der Kulisse der inzwischen sanierten Bahnsteige zu dokumentieren. Es war dann doch einiges los.

Was auch für die Brücke südlich des Bahnhofs galt, auf der ich zuvor noch alleine drei Regionalbahnen geknipst hatte. Männer, die auf Züge starren.

Mir liegen solche Massenspots allerdings auch nicht. Ich musste daher nun mit dem schweren und behäbigen MTB die teils vierstreifige B 270 hoch und auf der anderen Seite den Waldweg wieder runter in Richtung des südlichen Tunnelportals. Das klappte dann auch wie erhofft.
Mein letzter Besuch am Fehrbacher Tunnel ist allerdings auch schon wieder viele Jahre her. Früher führte ein einigermaßen erkennbarer Trampelpfad runter. Inzwischen scheinen die Bahn-Mitarbeiter aber eine andere Route zu nehmen. Das Bike stellte ich irgendwann etwas weiter oben ab und fand dann auch eine Lücke im Brennesselbewuchs am Rande der Strecke, um mich vor dem Tunnelportal zu positionieren. Die Sonne war inzwischen auch weitestgehend hinter den Wolken verschwunden, hätte aber eh noch nicht in die schmale Lücke im dichten Wald geschienen. Es dauerte nicht lange – und die die Steilstrecke problemlos bewältigende Dampflok rauschte ein weiteres Mal an mir vorbei.

Nun ging es erneut quer durch die Botanik rauf und mit dem MTB gleich wieder runter über den Trampelpfad zum Schlacht- und Hauptbahnhof. Die von der V 100 gezogene Rückfahrt erwischte ich gerade noch so hinterm Schlachthof; den Schnappschuss halte ich aber für nicht wirklich zeigenswert.
Die zweite Pendelfahrt wollte ich im Hauptbahnhof fotografieren. Leider vertraute ich der Ansage im Bahnlautsprecher, welche ankündigte, dass der Zug auf Gleis 2 einfahren würde. Er fuhr aber auf Gleis 1 ein; folglich wäre der Mittelbahnsteig der bessere Ort gewesen. Sei es drum.

Während der Wartzezeit kam ich ganz gut mit einem älteren Herren aus Pirmasens ins Gespräch. Anschließend kam mir, beim Einpacken meiner Kamera, auch noch ein „alter Bekannter“ entgegen: Der ehemalige Leiter des LBM Kaiserslautern war immerhin so nett, mich mit meinem Namen zu grüßen. Mehr wie ein: „Ach, gugge mol do!“ bekam ich allerdings (nach all den Jahren der Demütigungen durch den LBM) nicht raus. Ich fuhr anschließend in Richtung der Bahnbrücke und knipste noch die Ausfahrt der V 100 in Richtung Pirmasens Nord.

Für diesen Tag hatte ich mein Programm zufriedenstellend abgearbeitet.
Auch der Sonntag fing – zu meinem Erstaunen – sonnig an. Allerdings trübte ein Blick aufs Satellitenbild die Laune sehr schnell wieder ein, denn aus Osten zog sehr rasch ein hochnebelartiges Wolkenpaket rein. Da es am Morgen auch noch ziemlich frisch war, entschied ich mich, die eine morgendliche Fahrt der 58 311 ins Wieslautertal sausen zu lassen und erst zur 13-Uhr-Fahrt der 23er einzusteigen.
Da im vergangenen Winter im Bereich des ehemaligen Tunnelwärter-Hauses im Waschtal bei Münchweiler am Rande der Strecke gerodet wurde, wollte ich dort ein bislang noch gar nicht umgesetztes Motiv ausprobieren. Zum Glück hatten sich die lästigen Robinien, die vor allem am Rande der hiesigen Bahnstrecken wuchern wie Sau, noch nicht so weit ausgebreitet.
Als der schon deutlich verspätete Dampfzug aus dem Tunnel Münchweiler kam, war ich im ersten Moment enttäuscht, denn ich war davon ausgegangen, dass die Dampflok in Richtung Landau ausgerichtet wäre. Sie fuhr allerdings „Tender voraus“, was halt nicht ganz so ästhetisch ist. Egal. Dennoch eine schöne Fotostelle; vor allem bei grauem Himmel.

Die beiden Dampfzüge kreuzten sich planmäßig im Bahnhof Wilgartswiesen. Die erste Fahrt der 58 311 wollte ich an der Imsbacher Mühle fotografieren. Kurz nach meiner Ankunft fiel mir auch ein anderer Fotograf auf, der in seinem Auto sitzend den Fahrplan studierte. Außerdem kam noch ein älterer E-Biker aus Dahn hinzu, der mich bereits am Bahnübergang im Waschtal gesehen hatte. Wir plauderten eine Weile. Kurz bevor der ebenfalls deutlich verspätete Sonderzug uns passierte, sprach uns noch eine andere Radfahrerin an, ob wir denn auf diesen Dampfzug warten würden und ob sich das lohnen würde? Ja, ich denke schon.

Den Gegenzug wollte ich irgendwo bei Rodalben knipsen. Eigentlich bietet sich die Marienbrücke hierfür ziemlich gut an – allerdings sind die beiden überflüssigen Bäume und die Büsche in den letzten Jahren so dermaßen gewachsen, dass ich mir eine Stelle an der Umgehungsstraße suchte. Glücklicherweise fuhr mir auch niemand ins Bild.

Nun war wieder eine größere zeitliche Lücke zu überbrücken. Und aufgrund der dicken Bewölkung war es auch nicht wirklich angenehm mild. Ich entschied mich daher, mit dem Rennrad noch eine kleine Schleife über die Biebermühle und Donsieders zu drehen und auf dem Orleberg eine Pause einzulegen. Ich futterte auf einer der schönen Wellenliegen am Obelisken meine vier Hanuta-Imitate und überlegte, wo ich die nächste Fahrt der 23er fotografieren soll. Eigentlich wollte ich wieder an die Umgehungsstraße; aber auch nicht das Pech haben, dass genau während der Passage des Zugs ein Lkw oder Bus vorbeifährt.
Eine Stelle, die ich gerade für Dampfzüge schon seit vielen Jahren im Hinterkopf habe, ist die „Alte Burg“ bzw. der Entenstein. Das Felsmassiv ist Teil des Rodalber Felsenwanderwegs. Von dort aus hat man eine wunderbare Sicht auf die Stadt. Allerdings war ich heute ja mit dem Rennrad unterwegs. Mit dem MTB hätte ich problemlos über den Waldweg hochfahren können.
Da ich aber noch Zeit hatte, entschloss ich mich kurzerhand, das Rennrad über einen steilen Pfad zu schieben und, soweit möglich, auf dem anschließenden Waldweg zum Aussichtspunkt zu rollen. Was auch ganz gut funktionierte. Die Eile war allerdings nicht nötig, denn der nächste Dampfzug verspätete sich gewaltig. Geplant war, dass er um 16:14 Uhr Pirmasens Nord erreicht. Als jedoch gegen 16:20 Uhr die stündliche Regionalbahn nach Landau in Richtung Münchweiler fuhr, wusste ich, dass ich noch einmal mindestens 20 Minuten warten muss, da die beiden Züge sich in Münchweiler kreuzen würden.

Und so dauerte es dann in der Tat noch 22 Minuten, bis – endlich – diese wunderschöne Aufnahme aus der Vogelperspektive entstand.

Eigentlich wollte ich nun nach Hause. Da die Brücke bei Pirmasens Nord aber auf dem Weg liegt und der Dampfzug um 17 Uhr wieder in Richtung Landau starten sollte, machte ich noch einen Abstecher dorthin. Ich beobachtete aus der Ferne, wie die Dampflok relativ zügig ans andere Zugende umsetzte. Vor allem der Sound war unheimlich beeindruckend. Zwischenzeitlich kam noch ein Ehepaar mit dem Auto an. Die Frau berichtete mir, dass sie mit dem Zug gefahren waren. Um 17:14 Uhr verließ der Dampfzug zum letzten Mal an diesem Tag den Bahnhof Pirmasens Nord.

Videoclips habe ich auch ein paar gemacht, ich werde sie hier (auch aufgrund des Datenvolumens) aber mal nicht posten, sondern verweise auf mein X-Profil.
Hat dann doch mal wieder, aller Anstrengungen und des grauen Wetters zum Trotze, Spaß gemacht. Im Wieslautertal fährt bis zum 24. Oktober täglich eine ganz besondere Fuhre, die ich in den nächsten Tagen auf jeden Fall auch mal ablichten werde.
Hallo, ich bin gerade auf diese Seite gestoßen und habe Ihre wundervollen Fotos angeschaut. Ich war selbst mit Mann und (erwachsenem) Sohn die zwei Tage mit den Bahnen unterwegs und mächtig beeindruckt. Ich liebe Dampfloks, ihren wunderbaren Sound und die Kraft, die man bei der Fahrt spürt. Leider bin ich „nur‘ mit dem Handy unterwegs und kenne auch die Spots für Fotos nicht. Trotzdem sind auch uns gute Fotos und Videos gelungen.
Glückwunsch zu Ihren sehr schönen Fotos, sie haben für mich die beiden Tage abgerundet.
Grüße, S. Kiefer
Hallo. Danke für den Kommentar. Freut mich!