Bevor die Pirmasenser Stadtverwaltung die Fröhnstraße wegen dringender Arbeiten am maroden Dach des Eckhauses voll sperrte, obwohl es möglich gewesen wäre, dem Radverkehr weiterhin die Durchfahrt zu gestatten, hatte man bereits im April die Schillerstraße voll gesperrt. Auch dort sind Abrissarbeiten an einem seit vielen Jahren leerstehenden Gebäude der Auslöser – und auch hier wurde kein Gedanken daran verschwendet, dem Radverkehr während der Bauarbeiten weiterhin die Durchfahrt zu ermöglichen. Die Besonderheit liegt in diesem Falle darin, dass die Schillerstraße die erste Einbahnstraße in Pirmasens überhaupt war, welche im Oktober 2023 für den Radverkehr freigegeben wurde. Nachdem ich hierfür ein leider erfolgloses verwaltungsgerichtliches Klageverfahren geführt hatte.
Diese Vollsperrung wurde auch – im Gegensatz zu jener der Fröhnstraße – nicht von der Stadtverwaltung per Pressemitteilung angekündigt. Folglich wurde auch nicht kommuniziert, wie lange die Schillerstraße voll gesperrt bleiben soll. Am 1. Juni sah das – vom Schillerplatz kommend, also entgegen der Einbahnstraße – so aus:
Das abgeriegelte Baufeld aus der Gegenrichtung:
Diese mich völlig überrascht habende Vollsperrung besteht seit dem 22. April; von diesem Tag stammt auch das Beitragsbild. Tags darauf dokumentierte ich aus der Gegenrichtung die übliche Pirmasenser Beschilderungskunst vor dem Abzweig zur Lessingstraße:
Die Schillerstraße ist – Siehe das Zeichen 220 links – weiterhin eine nur für den Radverkehr freigegebene Einbahnstraße. Jenes Verkehrszeichen wurde auch nicht ungültig gemacht. Wir haben hier also eine Sackgasse, die man mit dem Auto legal nicht mehr verlassen darf. Folglich ist das Zeichen 250 mit dem Zusatzzeichen „Anlieger bis Baustelle frei“ und „Keine Wendemöglichkeit“ nebst den Zeichen 125 und 357 ein weiterer Beleg dafür, dass sich die zuständige Behörde keine wirklichen Gedanken macht, wenn sie so einen widersprüchlichen Blödsinn anordnet.
Aber egal. Wie man auf dem ersten Foto erkennen kann, wird die vollständig mit Absperrschranken (Zeichen 600) abgeriegelte Fahrbahn hauptsächlich von zwei Bauschutt-Containern belagert. Jene hätte man allerdings m. E. auch anders positionieren können. Nichts deutet darauf hin, dass es hier definitiv unmöglich gewesen wäre, auf der Fahrbahn wenigstens einen 1 – 1,5 Meter breiten Streifen freizulassen, um dem Radverkehr weiterhin die Passage durch diese freigegebene Einbahnstraße zu ermöglichen. Zur Not auch, indem man den Gehweg auf dem kurzen Stück für Radfahrer freigibt.
Aber auch dies scheiterte einmal mehr am demonstrativen Unwillen der Pirmasenser Straßenverkehrsbehörde, bei der Anordnung von Vollsperrungen ihr Ermessen korrekt auszuüben, indem sie sich – auch die einzelnen Verkehrsarten betreffend – darum bemüht, im Rahmen der Prüfung der Erforderlichkeit den jeweils geringstmöglichen Eingriff vorzunehmen.
Da ich um die Baustelle herum keine Arbeiten und auch keine wesentlichen Fortschritte erkennen konnte, fragte ich am 22. Mai mal beim Radverkehrsbeauftragten der Stadt nach. Dieser leitete meine Anfrage weiter an die zuständige Stelle, woraufhin der Baukontrolleur der Stadt mir am 27. Mai das Folgende mitteilte:
leider können wir momentan keinen genauen Zeitrahmen für die Vollsperrung der Schillerstraße nennen.
Die Stadt Pirmasens bricht im Rahmen einer Ersatzvornahme das Gebäude in der Schillerstraße 009 ab.
Im Zuge der voranschreitenden Abbrucharbeiten müssen Sicherungsmaßnahmen der benachbarten Gebäude getroffen werden.
Auch wenn auf der Baustelle Stillstand scheint, arbeiten im Hintergrund Statiker und Abbruchunternehmen an der weiteren Vorgehensweise.
Eine vorsichtige Schätzung meinerseits sind noch ca. 4-5 Wochen.
Ich hoffe ich konnte Ihre Anfrage beantworten und bitte um Ihr Verständnis.
Danke. Dies bedeutet, dass die Stadtverwaltung dem Radverkehr die Nutzung dieser verkehrlich sinnvollen Alternative am Ende für mindestens 2,5 Monate grundlos vorenthalten haben wird. Eine Umleitung für den Radverkehr hat man übrigens natürlich auch keine eingerichtet; eine solche gibt es nur aus der Gegenrichtung für den „echten“ Verkehr.